Autorin: Dr. phil. Carolin Schwegler
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Soziolin-guistik/Angewandte Sprachwissenschaft, Universität zu Köln

Autor: Professor Dr. med. Gerhard Schmid-Ott
Chefarzt Psychosomatik, Berolina Klinik

Wissenschaftlicher Berater, IREHA

Autor: Prof. Dr. Scott Stock Gissendanner (apl.)
Wissenschaftler im ärztlichen Dienst, Berolina Klinik

Erste Tagung Sprache und Schmerz: Medizin und sprachbezogene Wissenschaften im Dialog

Am 5. und 6. Mai 2023 fand im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld (ZiF) die erste internationale Tagung „Sprache und Schmerz: Medizin und sprachbezogene Wissenschaften im Dialog“ der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft statt. An diesem interdisziplinären Treffen nahmen ÄrztInnen und LinguistInnen sowie PsychologInnen, PflegewissenschaftlerInnen, NeurowissenschaftlerInnen und TheologInnen teil.
Der erste Schwerpunkt der Veranstaltung war die Bedeutung der Kommunikation von Schmerzen. Die Wahrnehmung von Schmerzen und Schmerzstörungen sowie die Wirksamkeit ärztlicher Interventionen können von BehandlerInnen vor allem über das Sprechen bzw. die nonverbale Kommunikation von Betroffenen nachvollzogen werden. Neben der Schmerzmedizin beschäftigen sich verschiedene sprachbezogene Wissenschaften aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Sprechen über Schmerzen. Aufgrund fachsprachlicher Fokussierungen und abwei-chender Forschungsziele finden die vielfältigen sprachbezogenen Ergebnisse allerdings selten direkten Eingang in die Medizin. Zentrale Kategorien wie Praktiken oder Ausdrucksweisen von Schmerzen sind jedoch interdisziplinär übertragbar.
Ein zweiter Schwerpunkt war der Blick auf die gesellschaftliche Darstellung von Schmerzen, beispielsweise in der öffentlichen Presse, in Zeitungstexten oder Magazinen. Diese haben Einfluss auf die Einordnung von Schmerzen durch die Gesellschaft und die Wahrnehmung von Schmerzen durch Betroffene. Ebenfalls relevant für die Sinnherstellung ist der Gedankenaustausch über elektronische Medien.
Diese beiden Schwerpunkte wurden gemeinsam aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, um Synergien zu schaffen, die der Behandlung bzw. den Betroffenen, aber auch den BehandlerInnen zugutekommen können. Übergeordnete Aspekte der beiden Schwerpunkte waren u. a. (subjektive) Krankheitstheorien, historische Schmerzkonzepte, die die Ausdrucksweise und die (Selbst-)Wahrnehmung beeinflussen sowie gesellschaftliche Rollen, wie z. B. Geschlechterrollen.
Im Folgenden einige Beispiele der bei der Tagung diskutierten Themen bzw. deren ReferentInnen:
Die Heiler, die Patienten und ihre Krankheiten – eine sprachhistorische Perspektive auf Schmerz und Sprache (Anja Lobenstein-Reichmann, Göttingen).
Der Leib-Seele-Zusammenhang bei chronischen Schmerzen (Matthias Karst, Hannover).
Kommunikation, wenn die Sprache versagt – Schmerz bei Menschen mit Beeinträchtigungen (Erika Sirsch, Duisburg-Essen, Irmela Gnass, Salzburg).
Schmerz und Sinn. Religiöse Schemata der Schmerzerfahrung und ihre säkularen Reformulierungen (Thorsten Moos, Heidelberg).
Behavioral and neural correlates of the processing of pain-related words (Thomas Weiß, Jena, Eleonora Borelli, Modena).
Die Vorträge und Workshopbeiträge der Tagung werden derzeit verschriftlicht und in einem Buch zu „Sprache und Schmerz“ gebündelt. Das Buch erscheint open access in der renommierten Medical Humanities-Reihe des transcript Verlags.  
* Dr. phil. Carolin Schwegler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Soziolinguistik/Angewandte Sprachwissenschaft, Universität zu Köln, MESH (Multidisciplinary Environmental Studies in the Humanities) und Institut für deutsche Sprache und Literatur I, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

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