Autorin: Kübra Annac, M.Sc.
Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Universität Witten/Herdecke

Autorin: Dr. Yüce Yilmaz-Aslan
Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Universität Witten/Herdecke

Autor: Prof. Dr. Patrick Brzoska
Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Universität Witten/Herdecke

Entwicklung des ReCoVer-
Handlungskatalogs zur
Bewältigung pandemiebedingter
Herausforderungen in der
medizinischen Rehabilitation

Vorwort zu diesem Beitrag: In den Corona-Jahren 2020-2022 hat ein Forschungsteam der Universität Witten/Herdecke bei uns in der Berolina Klinik (und auch bei anderen Reha-Kliniken) Rehabilitandinnen und Rehabilitanden sowie Beschäftigte zu ihren Erfahrungen mit den pandemiebedingten Infektionsschutzmaßnahmen befragt. Im nachfolgenden Beitrag berichtet das Forscherteam über ihre Arbeit. Ihre Studie wird allen Reha-Kliniken helfen, sich in Zukunft noch besser auf Pandemien vorzubereiten.
Im Laufe der letzten drei Jahre haben Anbieter der stationären und ambulanten medizinischen Rehabilitation und ihre Mitarbeitenden Strategien entwickelt, um sich im Rahmen der COVID-19-Pandemie auf eine neue Versorgungsrealität einzustellen. Bislang war wenig darüber bekannt, was diese Strategien sind, wie sie von Personen mit einem Rehabilitationsbedarf sowie von den Einrichtungen und ihrem Personal wahrgenommen werden, wie gut sie in der Lage sind, der Vielfalt der Bedürfnisse und Erwartungen Rechnung zu tragen, und welche unerfüllten Bedürfnisse und Unterstützungsbedarfe auf Seiten aller Akteure bestehen. Ziel der ReCoVer-Studie (gefördert durch die Deutsche Rentenversicherung Bund (Laufzeit: 10/2020 - 03/2023)) war es, aus Perspektive aller beteiligten Gruppen und auf der Grundlage mehrfacher Rückmelde-Runden einen Handlungskatalog zu entwickeln, in dem Good-Practice-Ansätze konzeptualisiert und Handlungsoptionen zur Bewältigung von künftigen Pandemien in der medizinischen Rehabilitation gegeben werden.
Die Studie nutzte ein Mixed-Methods-Design, das qualitative und quantitative Forschungsansätze kombiniert. Die Daten aus den Forschungsansätzen wurden in einem Diskussionszirkel mit Expert*innen aus dem Bereich rehabilitativer Versorgung sowie mit Versorgungsnutzer*innen diskutiert und für die partizipative Erarbeitung von Handlungsoptionen herangezogen. Die erarbeiteten Handlungsoptionen wurden in einem mehrstufigen Rückmelde-Prozess abgestimmt. In diesem Abstimmungsprozess wurden sowohl Expert*innen aus den Rehabilitationswissenschaften und der rehabilitativen Versorgung (einschließlich Vertreter*innen von Trägern) als auch Leitungspersonen von Rehabilitationseinrichtungen integriert. Die Handlungsoptionen mündeten in einen Handlungskatalog für Rehabilitationseinrichtungen zur Bewältigung pandemiebedingter Herausforderungen in der medizinischen Rehabilitation.
Der finalisierte Handlungskatalog und die darin enthaltenen Handlungsoptionen richten sich in erster Linie an Leitungspersonen und Träger von Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland. Er deckt drei Perspektiven ab, indem er die Problemlagen der (1) Einrichtungsleitungen, der (2) Mitarbeitenden sowie der (3) (potenziellen) Rehabilitand*innen aufgreift. Der Katalog deckt mögliche pandemiebedingte Problemlagen und Herausforderungen auf den verschiedenen Ebenen auf und stellt entsprechende Handlungsoptionen zu ihrer Bewältigung vor.
Der Katalog hat mehrere Bestandteile. Um eine erste Orientierung über mögliche Handlungsoptionen zu ermöglichen, können Einrichtungsleitungen einen Blick in die Orientierungstabelle pandemiebedingter Herausforderungen und entsprechender Lösungsansätze werfen. Anhand der Tabelle können sich Interessierte an spezifischen, möglicherweise bestehenden Herausforderungen in den Einrichtungen orientieren und über Verweise zu konkreten Handlungsoptionen im Hinblick darauf informieren, woran und wie gearbeitet werden kann, um den Herausforderungen zu begegnen. Unter den Verweisen werden mögliche Problemlagen genauer geschildert und mögliche Handlungsoptionen im Detail vorgestellt. Die möglichen Handlungsoptionen, die in den spezifischen Problemsituationen ergriffen werden können, werden außerdem an geeigneten Stellen durch Good-Practice-Beispiele zu unterschiedlichen Herausforderungen und unterschiedliche Zielgruppen betreffend anwendungsorientiert dargestellt.
Bei den entsprechenden Handlungsoptionen handelt es sich um Handlungsvorschläge, die Einrichtungen bei der eigenständigen Entwicklung und Umsetzung einrichtungsspezifischer Strategien helfen können. Hiervon unabhängig sind in jedem Fall die Verordnungen, Allgemeinverfügungen und Empfehlungen von Behörden zu beachten.
Für die Zielgruppe der Einrichtungsleitungen werden Handlungsoptionen für Herausforderungen wie Unklarheiten zu Beginn einer Krisensituation, Informationsmängel, Infektionsrisiken in der Einrichtung, Kommunikationsbarrieren, Mangel an Schutzmaterialien, fehlender Austausch und Unterstützung sowie Personalengpässe gegeben. Die Mitarbeitenden in den Einrichtungen betreffend adressieren die Handlungsoptionen Informationsmängel, Kommunikationsbarrieren, Sorgen vor einer Infektion, Überlastungen und die unzureichende Compliance von Rehabilitand*innen. Herausforderungen, die (potenzielle) Rehabilitand*innen in Krisenzeiten betreffen können, sind das Nichtantreten der Rehabilitationsleistung, Kommunikationsbarrieren, die Sorge vor einer Infektion, Einsamkeit und Isolation sowie die eingeschränkten Möglichkeiten der Nachsorge.
Der Handlungskatalog schließt mit einem Diskussionskapitel mit der Überschrift „Handlungsimpulse für die Gesellschaft, Forschung, Politik und Rehabilitationsträger“ ab. In diesem Kapitel werden bestehende Unterstützungsbedarfe der Rehabilitationseinrichtungen und ihres Personals seitens der Gesellschaft, Forschung, Politik und Rehabilitationsträger diskutiert. Inhaltlich werden in diesem Zusammenhang finanzielle, personelle, zeitliche und bauliche Ressourcen der Einrichtungen, die digitale Infrastruktur, die Kommunikation mit und Informationen durch externe Institutionen, die Verfügbarkeit von Schutz-, Test- und Impfmaterialien und die Stärkung der Bedeutung des Rehabilitationswesens in der Gesellschaft und der Politik thematisiert.
Im Anhang des ReCoVer-Handlungskatalogs können interessierte Leser*innen einen Einblick in den theoretischen Hintergrund des Katalogs gewinnen und sich über die methodischen Zugänge informieren, die der Erstellung des Katalogs zugrunde lagen. Der ReCoVer-Handlungskatalog wird online auf der Webseite des Lehrstuhls für Versorgungsforschung der Universität Witten/Herdecke (https://www.uni-wh.de/versorgungsforschung) zum Download zur Verfügung gestellt.
 

Kontakt

Projektmitarbeiterin
Kübra Annac, M.Sc.
Lehrstuhl für Versorgungsforschung
Fakultät für Gesundheit/Department für Humanmedizin
Universität Witten/Herdecke
Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten
Telefon: 02302 926-78674
E-Mail: recover@uni-wh.de
Projektleitung
Prof. Dr. Patrick Brzoska, Dr. Yüce Yilmaz-Aslan
 

Ihr Kontakt zu IREHA

 
Adresse/Ansprechpartner:
IREHA – Institut für Innovative Rehabilitation
 
Ärztlicher Leiter:
Prof. Dr. med. Gerhard Schmid-Ott
Kontakt/Sekretariat:
Frau Verena Linnenkamp
Koblenzer Straße 1
D-32584 Löhne/Bad Oeynhausen
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