27.05.2019 | IREHA | Klinikprojekte | Berolina Klinik
Posttraumatische Belastungsstörung im DSM-5
Bei der Diagnosestellung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) haben viele Psychiater und Psychotherapeuten über die gültigen Diagnosekriterien des ICD-10 hinaus oft auf die differenzierteren Kriterien des amerikanischen DSM-IV geschaut.
2015 erschien die deutsche Ausgabe des DSM-5. Diese gibt weiterhin – in Erwartung der wohl in absehbarer Zeit stattfindenden Einführung des ICD-11 – eine Hilfestellung bei der Diagnosestellung der PTBS.
Im DSM-5 wird das Kriterium A eines Traumas nun enger und konkreter gefasst. Vorliegen muss die „Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod, ernsthafter Verletzung oder sexueller Gewalt“.
Dabei kann die Konfrontation
- das direkte Erleben (also selbst Opfer sein)
- das Erleben bei Anderen und
- das Erfahren, dass einem nahen Familienmitglied ein traumatisches Ereignis zugestoßen ist („Schockschaden“)
sein.
Unter B sind die verschiedenen Arten des Wiedererlebens
- wiederkehrend unwillkürlich sich aufdrängende Erinnerungen
- auf das Trauma inhaltlich und/oder affektiv bezogene Träume
- dissoziative Reaktionen, bei der die Person fühlt oder handelt, als ob sich das Ereignis wieder ereignen würde
- psychische Belastung und/oder deutliche körperliche Reaktionen bei „Hinweisreizen“, die das Trauma symbolisieren
aufgeführt.
Unter C wird die
- Vermeidung von Reizen, die sich auf das Trauma beziehen (z.B. Vermeiden von bestimmten Orten, Personen, Gesprächen) genannt.
Unter D werden „negative Veränderungen von Kognitionen“ aufgeführt wie
- dissoziative Amnesie
- Selbstabwertung, Misstrauen
- Interessenverarmung
- Gefühle der Abgetrenntheit und der Entfremdung
Unter E werden Veränderungen des Erregungsniveaus wie
- Reizbarkeit, Wutausbrüche
- Hypervigilanz
- Schreckhaftigkeit
angegeben.
Dabei gibt es die Möglichkeit, den Diagnosezusatz „mit dissoziativen Symptomen“ hinzuzufügen, wobei hier explizit
- die Depersonalisation (u.a. das Gefühl, die eigenen Gedanken von außen zu beobachten, Gefühle der „Unwillkürlichkeit des Selbst“) und
- die Derealisation (Gefühl der Unwirklichkeit der Umgebung)
genannt werden.
Weiterhin bleiben differenzialdiagnostische Schwierigkeiten hinsichtlich der Mehrfachtraumatisierungen in der Zeit der Entwicklung der Persönlichkeitsstruktur bestehen.
Das Konzept der „komplexen PTBS“ (PTBS Typ 2) – auch in „Konkurrenz“ zu den Ich-strukturellen Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline-Persönlichkeitsorganisation) – wurde auch im DSM-5 nicht aufgenommen.
In der Berolina Klinik werden traumatisierte Patienten mit einem modifizierten Therapiekonzept behandelt.
Dabei sind häufig Berufsgruppen wie Polizeibeamte, Feuerwehrmänner, Lokführer, Rettungssanitäter oder Berufskraftfahrer betroffen. Von großer Wichtigkeit ist eine sorgfältige Diagnosestellung, da diese Berufe von vornherein zahlreiche Belastungsmomente und Konfrontation mit Gewalt, Verletzung oder Tod beinhalten.