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24.03.2014 | IREHA | Klinikprojekte

Neue Leitung/AnsprechpartnerInnen der Themen Mobbing und Burnout

Dr. Rainer Bönisch, Dipl.-Psych. Berolina Klinik
Dipl.-Psych. Regina Diedrichs-Winkler, Berolina Klinik
Suzanne Morshuis, Oberärztin Berolina Klinik
Dipl.-Psych. Matthias Müller-Elze

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den letzten Jahren stand Ihnen an der Berolina Klinik Herr Dr. med. Christian Stock für alle Anfragen hinsichtlich der Bereiche Mobbing und Burnout zur Verfügung.

Herr Dr. Stock verlässt nun im März 2013 die Berolina Klinik, nutzt damit eine Chance sich beruflich fort zu entwickeln. Wir wünschen ihm dabei alles Gute.

Ihre  Fragen bzgl. der Bereiche Mobbing und Burnout dürfen Sie in der Zukunft nun an ein breiter gefächertes Team von klinikeigenen Experten stellen. Wir sind:

  • Herr Dr. phil. Rainer Bönisch, Dipl.-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut (VT), E-mail:r.boenisch@uglielje.de; Telefon: 05731 / 782 - 174
  • Frau Regina Diedrichs-Winkler, Dipl.-Psychologin und psychologischer Psychotherapeut (TP), E-mail:r.diedrichs-winkler@uglielje.de; Telefon: 05731 / 782 - 660
  • Frau Suzanne Morshuis, Oberärztin der Abteilung Psychosomatik, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Psychotherapie, Naturheilverfahren, Verkehrsmedizinische Begutachtung. E-mail:s.morshuis@uglielje.de; Telefon: 05731 / 782 - 177
  • Herr Matthias Müller-Elze, Dipl.-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut (VT), E-mail:m.mueller-elze@uglielje.de; Telefon: 05731 / 782 - 176
  • Herr Arne Sörensen, Dipl.-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut (VT), E-mail:a.soerensen@uglielje.de; Telefon: 05731 / 782 - 171

Wir würden uns freuen, Ihnen als kompetente Ansprechpartner auch weiterhin zur Verfügung zu stehen und möchten Sie in diesem Zusammenhang auf das 4. Burnout-Syndrom-Symposium, am 9. Mai 2014 ab 12:00 Uhr in der Berolina Klinik hinweisen, zu dem wir Sie gern begrüßen würden.

Zurzeit beschäftigen wir uns mit dem Burnout-Syndrom, wie auch der jeweils subjektiv empfundenen Mobbing-Problematik im Rahmen neuer Behandlungsstrategien für Personen mit besonderer beruflicher Problemlage, im Kontext der Sozialmedizin und der Medizinisch-Beruflich Orientierten Rehabilitation (MBOR). In der Rehabilitation wird die besondere berufliche Problemlage vor allem über drei Merkmale definiert (DRV Bund 2012, S. 6):

a) problematische sozialmedizinische Verläufe insbesondere häufige Arbeitsunfähigkeitszeiten oder Arbeitslosigkeit; b) negative subjektive berufliche Prognose;

c) eine aus sozialmedizinischer Sicht erforderliche berufliche Veränderung.

Zur Theorie des Verlaufs, der Entstehung, der Diagnostik und der Behandlung von Burnout-Syndrom und der Mobbing-Problematik ist schon sehr viel geschrieben worden (für eine Zusammenfassung siehe Stock Gissendanner, Tigges-Limmer & Schmid-Ott 2012 oder Burisch 2014). Anstatt auf die Theorie einzugehen, wollen wir daher anhand eines Fallbeispiels die Problematik aus Sicht der täglichen Rehabilitationspraxis beleuchten. Wir präsentieren unten die Fallbeschreibung einer Patientin, die in vielerlei Hinsicht charakteristisch ist für andere Patientinnen und Patienten, die in der Abteilung Psychosomatik wegen beruflicher Probleme eine stationäre Rehabilitation absolvieren.

Falldarstellung: Rehabilitandin - Besondere berufliche Problemlage:

Frau M. (42), Mitarbeiterin in einem Kindergarten in privater Trägerschaft. Die Patientin sei seit 17 Jahren in diesem Kindergarten beschäftigt, dies sei ihr Traumberuf. „Ich lebe für meinen Beruf; Das ist für mich das Größte!" Im September 2011 habe sie laut eigener Aussage schon mal so eine Art Herzinfarkt bekommen, man habe im Krankenhaus jedoch nichts dergleichen feststellen können. Der damals behandelnde Arzt habe ihr schon geraten, eine Psychotherapeutin zu konsultieren, Frau M. habe dies jedoch nicht gemacht. Nach einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus habe sie sich damals auf eigenen Wunsch hin entlassen. Zwei Tage später sei sie wieder am Arbeitsplatz erschienen, sie habe damals eine maßgebliche Rolle in einem Frühförderungsprojekt inne gehabt. Sie habe dies eigenen Angaben zufolge maßgeblich mit aufgebaut und „schließlich habe ich bei meinem Projekt die Leitung übernommen“. Sie habe sich damals sehr engagiert, darüber sei es zu ca. 160 projektgebundenen Überstunden gekommen. Sie habe auch ganze Wochenenden in der Einrichtung verbracht um sich projektgebunden pädagogisch fortzubilden.

Anfang 2012 sei es dann zu Umstrukturierungen gekommen,  ihre Vorgesetzte sei durch eine studierte Sozialpädagogin ersetzt worden. Fünf Wochen später habe man sie nach einem Kurzurlaub darüber informiert, dass sie dem Frühförderungsprojekt zukünftig nicht mehr vorstehen würde, sie solle zukünftig bis auf weiteres als Springerin in den verschiedenen Kindergartengruppen eingesetzt werden. Die Leitung des o. g. Projektes sei von der neuen vorgesetzten Sozialpädagogin übernommen worden.

Frau M. habe nicht protestieren können; „Ich war wie vom Donner gerührt! Ist das gerecht? Wo ich doch soviel Zeit in mein Baby gesteckt habe? Ist das fair???“

Schließlich habe sich Frau M. jedoch resignierend gefügt, sie sei dann bis Mitte 2013 als Springerin eingesetzt worden. Auch hier habe sie sich wieder mit allem Engagement in die Arbeit geworfen, habe insbesondere immer wieder intensive Elternberatungen durchgeführt. „Ich musste dabei die inkompetenten Gruppenleiterinnen auch immer wieder umgehen, habe ich mich mit den Eltern dann meist abends in einem Cafe getroffen. Aber dann im Juli 2013 habe ich dann nicht mehr gekonnt. Keiner meiner Kolleginnen mochte mich noch, alle haben nur hinter meinem Rücken über mich gelästert. Von denen und meiner Vorgesetzten habe ich keinerlei Unterstützung mehr erhalten. Und auch die Eltern wollten irgendwann einfach nicht mehr mit mir sprechen. Dabei habe ich mir doch immer den Hintern aufgerissen! Ich werde gemobbt, fühle mich total ausgebrannt. Ich will da nie wieder hin!“

Rehabilitationsbeginn: Oktober 2013, Rehabilitationsdauer: 35 Tage.

Problem:

Die Patientin kann sich eine Rückkehr an den alten Arbeitsplatz nicht mehr vorstellen. „Schon wenn ich den Kindergarten nur von weitem sehe, bekomme ich schon Angst, kriege ich weiche Knie.“ Eine Aussprache mit der sie mobbenden Vorgesetzten sei für Frau M. grundsätzlich nicht vorstellbar, ihr sei das im Kindergarten herrschende Betriebsklima und die Anspruchshaltungen der aktuellen Eltern insgesamt zu viel geworden bzw. sie könne sich nicht mehr gegenüber den übergriffigen Haltungen beider Gruppen abgrenzen.

Diagnostik:

Im Vorfeld des Rehabilitationsantrages wurde der Patientin der SIMBO (Screening-Instrument zur Erkennung eines Bedarfs an Maßnahmen Medizinisch-Beruflicher Orientierung) vorgelegt, welcher die Überprüfung von sieben Kriterien der Beeinträchtigung beruflicher Teilhabe in sich vereint. Die Auswertung des SIMBO-C ergab, dass die Patientin sich damalig massiv in ihrer beruflichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt sah, sie sich sowohl eine Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz genauso wenig vorstellen konnte, wie sie sich auch nicht mehr vorstellen könne, überhaupt noch als Erzieherin arbeiten zu wollen; „Das ist doch überall das gleiche!“

Auch in der Berolina Klinik wird jeder Patient einer Eingangsdiagnostik (IRES-24, SCL-27, Würzburger Screening) unterzogen. Auffälligkeiten zeigte Frau M. auch hier, waren auf verschiedenen Dimensionen deutliche Anzeichen für eine „Rehabilitandin mit einer besonderen beruflichen Problemlage (BBPL)“ sichtbar, erreichte die Patientin auf verschiedenen Dimensionen hoch pathologische Werte.

Diese Ergebnisse berücksichtigend, wurde zusammen mit der Patientin im klinikinternen Assessment der Hauptfokus ihrer Rehabilitationsbehandlung auf die Teilnahme an zwei Gruppen (MBOR) festgelegt. Die Patientin konnte aufgrund der teilweise schon bei Rehabeginn vorliegenden adäquaten Diagnostik schneller in o. g. MBOR-Gruppen vermittelt werden. Somit wurde sie neben weiteren ergänzenden rehabilitativen Angeboten (z. B. Entspannungsverfahren, Achtsamkeitsgruppe, sportliche Angebote, etc.) in die MBOR-Kernangebote „Burnout-Gruppe“ und „Mobbing-Gruppe“ geplant.

MBOR-Kernangebote:

In der kognitiv-verhaltenstherapeutischen und systemisch orientierten Gruppe für arbeitsplatzinduzierte depressive Störung („Burnout“) (MBOR) erfolgte zunächst eine Einführung in die Definition, den Hintergrund und die Ursachen des Syndroms. Dann erfolgten exemplarisch für einige Gruppenteilnehmer eine Situationsanalyse mithilfe von Soziogrammen und Aufstellungen. Dadurch konnten Eigen- und Fremdanteile der derzeitigen beruflichen Situation studiert und erkannt werden. Sodann wurden die Themen Selbstfürsorge, Psychohygiene, persönliche Abgrenzung und Rückfallprophylaxe erarbeitet. Im weiteren Verlauf erfolgte eine kognitive Umstrukturierung von negativen Grundüberzeugungen und selbstschädigenden Glaubenssätzen. Falsche normative Erwartungen konnten hier korrigiert werden. Individuell wurde versucht, Lösungssätze zu finden, auf das die Patientin sich für die Zukunft neu auszurichten vermag.

Das vorrangige Ziel der verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Mobbing-Gruppe (MBOR) war, das Vertrauen in die eigene körperliche, psychische und soziale Funktionstüchtigkeit zu reaktivieren. Nach dem Erwerb eines angemessenen Störungsverständnisses erfolgte eine Analyse von beispielhaften Mobbinghandlungen bzw. Arbeitsplatzkonflikten, wobei die Reflexion von Eigen- und Fremdanteilen regelmäßig im Fokus der Problemanalysen steht. Die Unterschiede eines weitgehend guten zu einem angespannten und belasteten Betriebsklima wurden herausgearbeitet, folgt eine Modifikation von Schuld- und Hilflosigkeitserleben durch Auseinandersetzung mit den Themen Kränkung, Enttäuschung und der Tendenz, sich nicht abgrenzen zu können. Begleitet wurde der Prozess durch die kognitive Umstrukturierung dysfunktionaler Schemata (nicht hilfreiche „Lebensleitsätze“) und den Aufbau von besseren Copingstrategien. Darüber hinaus wurde an einer Verbesserung der Kommunikations- und Konfliktfähigkeit gearbeitet. Den Abschluss bildete die Klärung der weiteren beruflichen Zukunft.

An beiden Gruppen nahm Frau M. begeistert und engagiert teil. Ergänzt wurde der Reha-Aufenthalt weiter durch verhaltenstherapeutische Einzelgespräche, in welchen die Inhalte der Gruppen bzw. deren individuelle Bedeutung für die Patientin noch einmal zusätzlich aufgearbeitet und spezifiziert werden konnten. Auch wurde später noch ein Training sozialer Kompetenz (MBOR) für die Patientin angesetzt. Sie konnte hier in verschiedenen Rollenspielen realitätsnahe Konfliktdiskussionen mit Kolleginnen beispielhaft erarbeiten und zusammen mit den Therapeuten und MitpatientInnen diskutieren.

Ergebnis:

Laut eigenen Angaben vermochte die Patientin aus den oben genannten Angeboten deutlich für sich zu profitieren. Frau M. erkannte ihre Eigenanteile an der ihre Erkrankung auslösenden Problematik, vermochte sich zum Ende der Rehabilitation hin schon dahingehend zu äußern, auch weiter als Erzieherin arbeiten zu wollen.

In einer qualifiziert berufsbezogenen Sozialberatung konnte die Patientin über verschiedene Möglichkeiten weiterer spezifischer MBOR-Angebote (LTA-Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsplatz) informiert werden,  Frau M. entschied sich zunächst jedoch eine stufenweise Wiedereingliederung versuchen zu wollen. Schon aus der Rehabilitation heraus traute Frau M. sich,  bei ihrer Vorgesetzten zu melden. Sie konnte mit dieser telefonisch erste Gespräche führen, dabei zeigte sich die Vorgesetzte prinzipiell bereit, Frau M. unterstützen zu wollen, auf dass sie an ihren ursprünglichen Arbeitsplatz zurückkehren könne. Die Idee eines zukünftigen Arbeitsplatzwechsels blieb jedoch weiter bei der Patientin bestehen („Zuviel verbrannte Erde da!“), jedoch konnte bei Frau M. der Vorsatz etabliert werden, die gegenwärtige Arbeitsstelle als Übungsfeld zu betrachten. Hier konnte sie verschiedene Verhaltensalternativen zunächst ausprobieren, um nicht später auf neuer Stelle wieder in bekannte „Fettnäpfchen“ hineintreten zu müssen.

Auch wurde in den verhaltenstherapeutischen Einzelgesprächen an verschiedenen Berufsalternativen gearbeitet. Es konnten verschiedene Strategien und Veränderungsmöglichkeiten thematisiert, verschiedene Zukunfts-, Abgrenzungs- und Entwicklungsideen der Patientin auf ihren subjektiv/objektiven Realismus und ihre Lösungsorientierung das Problem betreffend hin überprüft werden. Zum Einsatz kamen dabei vorwiegend den Selbstwert der Patientin stabilisierende Interventionen.

Als Alternativplan entwickelte Frau M. für sich die Überlegung, sich vielleicht zukünftig auch beruflich weiter fortzubilden und überlegte sich auch andere Berufsfelder noch eröffnen zu wollen. Interesse zeigte die Patientin z. B. auch am Berufsbild der Ergotherapeutin, sie zeigte auch Interesse vielleicht noch Sozialpädagogik studieren zu wollen. In beiden Berufen äußerte sie, ihrem Interesse nach beratender Tätigkeit fachlich besser ausgebildet und somit kompetenter nachgehen zu können.

Abschließend benannte Frau M. zeitnah eine ambulante Psychotherapeutin aufsuchen zu wollen, sie habe aus der Reha heraus auch schon erste Kontakte zu einer solchen aufgenommen. Die Wartezeit bis zu den ersten Gesprächen überbrückend, wurde über unseren MBOR-orientierten Sozialdienst eine IRENA-Gruppe (Intensivierte Rehabilitations Nachsorge) initiiert (Deutsche Rentenverscherung Bund 2011).

Mit der wiedergefundenen Ansprechpartnerin in Form ihrer beruflichen Vorgesetzten, dem lokalen IRENA-Therapeuten und später einer eigenen ambulanten Psychotherapeutin, sah sich Frau M. schließlich und letztendlich ausreichend gesichert und motiviert, die Rückkehr in ihren alten Arbeitsplatz versuchen zu wollen. Sich selbst prognostizierte sie dabei eine durchweg positive Entwicklung. 

Literatur

Burisch M. (2014). Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung. 5. Auflage.  Berlin: Springer.

Deutsche Rentenversicherung Bund (2011). Rahmenkonzeption. Intensivierte Rehabilitations-Nachsorge "IRENA" inclusive "Curriculum Hannover". Berlin: DRV Bund.

Deutsche Rentenversicherung Bund (2012). Anforderungsprofil zur Durchführung der Medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung. Berlin: DRV Bund. www.dgvt-fortbildung.de/interaktive-fortbildung/archiv-der-fachartikel/

Stock Gissendanner S, Stock C, Tigges-Limmer K, Schmid-Ott G. (2012). Burnout-Syndrom – Ursachen und Auswirkungen (Teil 1) und Burnout-Syndrom – Diagnostik und Behandlung (Teil 2). Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie e. V. Fort- und Weiterbildung


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