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21.05.2019 | IREHA | Klinikprojekte | Berolina Klinik

Entspannungsverfahren: In der Medizinischen Rehabilitation gelernt, aber eine Ressource für das ganze Leben

Heike König, Leiterin Therapie Berolina Klinik
apl. Prof. Scott Stock Gissendanner, wissenschaftlicher Berater Berolina Klinik

Konzentrieren Sie sich nun auf Ihren Atem. Beobachten Sie, wie der Atem in Ihren Körper ganz von allein einströmt. Und wieder ausströmt. Verändern Sie Ihre Atmung nicht. Nehmen Sie dieses Einströmen und Ausströmen einfach nur wahr. Vielleicht so, als würde es Ihnen gerade zum ersten Mal begegnen.

Mit diesen Sätzen, die von einer angenehmen Frauenstimme leise und langsam gesprochen werden, beginnt die CD „Achtsamkeitsmeditation. Eine Einführung – die drei Grundübungen“. Diese ist eine von drei Entspannungs-CD´s, die in der Berolina Klinik für alle Rehabilitandinnen und Rehabilitanden erhältlich sind.

Die Fähigkeit zum selbstbestimmten Stressabbau ist eine der wichtigen Ressourcen, die man sich in der Rehabilitation aneignen kann. Dabei ist Stress an sich nichts Schlechtes. Stress ist ein natürlicher Zustand mit überlebenswichtigen Funktionen. Wenn wir in Gefahrensituationen geraten, müssen wir schnell reagieren: Kampf oder Flucht! Der Körper und die Seele passen sich der Situation an. Das sympathische Nervensystem wird aktiviert, die Leistungsfähigkeit des Körpers gesteigert, der Schlafbedarf ausgesetzt und das Immunsystem zurückgeschraubt -  alles dient der Überwindung einer unmittelbaren Gefahr. Das alles ist gut und sinnvoll. Wenn aber Stress zum Dauerzustand wird, macht er krank.

In der alltäglichen Hektik und im Wechsel zwischen verschiedenen Lebensbereichen geraten wir manchmal in endlose kleinere und größere Stresssituationen. Oft sind diese Situationen so intensiv, dass wir uns über eine lange Zeit gar nicht mehr entspannen können. Mit der Zeit kann die Fähigkeit zur Entspannung sogar gänzlich verlorengehen. Wer in einem permanenten Stresszustand lebt, muss lernen, dem Körper immer wieder mitzuteilen, dass er zwischendurch nicht wachsam sein muss. Man muss Stress-Pausen bewusst einplanen. In der Rehabilitation wird diese Entspannungsfähigkeit erlernt und geübt.

Dies geschieht zum Einen über klassische Entspannungstechniken, zum Anderen auch durch Bewegung. Sport ist eine hervorragende Möglichkeit, den Körper zu entspannen und wird deshalb in der Rehabilitation vielfältig angeboten. Im Stresszustand gleichen wir einem Rennpferd in der Startbox. Das sympathische Nervensystem ist aktiviert und übernimmt die Steuerung des Körpers: das Herz rast, wir sind hellwach. Wenn man Sport treibt, wird die geballte Energie ausgepowert. Erst dann kann der Parasympathikus (der „Ruhenerv“) wieder die Steuerung der inneren Organe und des Blutkreislaufs übernehmen und man kommt zur Ruhe.

Aus fernöstlicher Tradition kommen Techniken der Entspannung, die den Parasympathikus auch ohne sportliche Betätigung aktivieren. Einige davon haben in Deutschland mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht und werden auch in der Berolina Klinik gelehrt. Darunter sind z. B. die Achtsamkeitsmeditation, die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und das Autogene Training.

Die Achtsamkeitsmeditation oder achtsamkeitsbasierte Stressreduktion wurde in den späten 1970er Jahren vom amerikanischen Biologen Jon Kabat-Zinn entwickelt. Die Übungen fördern die achtsame Körperwahrnehmung und sind der buddhistischen Meditationspraxis entliehen. Sie können als Yoga-Übung, im Sitzen oder auch im Gehen durchgeführt werden.

Die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson wurde in den 1930er Jahren von Edmund Jacobson entwickelt. Mit dieser Technik wird über bewusstes Anspannen und Loslassen festgelegter Muskelgruppen eine zielgerichtete Entspannung des gesamten Körpers bewirkt.

Das Autogene Training wurde ebenfalls in den 1930er Jahren durch Johannes H. Schultz entwickelt. Durch Autosuggestion (Selbstbeeinflussung/Vorstellungskraft) wird mithilfe formelhafter Vorsätze ein Zustand tiefster Entspannung erreicht. In den Grundübungen wird mit Vorstellungen von Schwere und Wärme und der Konzentration auf Atmung, Herzfunktion, Bauch/Sonnengeflecht und Stirnkühle gearbeitet.

Während der Rehabilitation erlernen unsere Rehabilitandinnen und Rehabilitanden mehrere Entspannungstechniken. Ziel ist es, ein eigenes individuell stimmiges Verfahren für zu Hause zu finden. Mithilfe der Entspannungs-CD´s der Berolina Klinik können nach der Rehabilitation die Übungen, die einem am besten gefallen haben, zu Hause selbstständig fortgeführt und dadurch der Erfolg der Rehabilitation verlängert werden.

Hörproben sind auf der Homepage der Berolina Klinik zu finden: https://www.berolinaklinik.de/unsereklinik/patientenservice/klinik-cds/.

 

 

 


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