Vergleich offener und geschlossener Therapiegruppen in der Verhaltensmedizinischen Orthopädischen Rehabilitation (VOR)
Die meisten Therapien in der medizinischen Rehabilitation werden in Gruppen durchgeführt. Diese können unterschiedlich organisiert werden:
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Geschlossene Gruppen fördern eine gute Gruppendynamik und unterstützen therapeutische Prozesse wie Selbstöffnung und Rückmeldungen von anderen RehabilitandInnen. Auf der anderen Seite sind feststehende Rollen der Gruppenteilnehmenden schwer zu verändern.
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Offene Gruppen sind flexibler für die Therapieplanung. In offenen Gruppen unterstützen zudem die „alten“ Mitglieder die neuen beim Verstehen von Gruppeninhalten. Jedoch ist der Umgang der Gruppe miteinander durch den ständigen Mitgliederwechsel weniger vorhersehbar.
In der Berolina Klinik bieten wir ausschließlich geschlossene Gruppen in der VOR-Abteilung und vorwiegend offene Gruppen in der Abteilung Psychosomatik an. Als wir uns fragten, wie wir die unterschiedlichen Charakteristika der Gruppenformen für unsere RehabilitandInnen am besten nutzen könnten, stellten wir fest, dass diese Frage kaum in der medizinischen Rehabilitation erforscht wurde. Unter der Leitung von Prof. Dr. Beate Muschalla (TU Braunschweig, Institut für Psychologie) haben wir daher eine Studie zu dieser Frage initiiert.
Um mögliche Unterschiede zwischen den Gruppenformaten zu finden, haben wir die Behandlungen neun Wochen lang in offenen statt in geschlossenen Gruppen durchgeführt. Vor und nach der Reha haben wir die jeweiligen RehabilitandInnen zu Krankheitssymptomen, Alltagsbelastungen und zur Sportmotivation befragt. Am Ende der Reha haben wir zusätzlich erhoben, wie die Gruppen und die Rehabilitation insgesamt erlebt wurden. Zudem haben wir unsere Mitarbeitenden gefragt, wie sie die Durchführung beider Gruppenformen erlebten. Auf diese Weise können die Wahrnehmungen und Effekte offener und geschlossener Gruppen miteinander verglichen werden. Darüber hinaus können wir Unterschiede in der Behandlung in geschlossenen Gruppen während der Corona-Zeit (mit Corona-Maßnahmen wie Maskenpflicht) und danach untersuchen.
Die letzten Erhebungen wurden im Juni 2024 abgeschlossen. Alle Daten sind jetzt in der Auswertung. Folgende Ergebnisse liegen jetzt schon vor.
Ergebnisse der RehabilitandInnen-Befragung
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Insgesamt liegen die vollständigen Daten von 378 RehabilitandInnen vor. Die Teilnahmequote lag durchschnittlich bei 88,9 %. Im Verlauf der Studie sind im Mittel 14,9 % der Teilnehmenden ausgeschieden.
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RehabilitandInnen verbesserten sich in ihrer psychischen Belastung signifikant (p<.01, großer Effekt d=1.42) im Verlauf der Reha, unabhängig davon, ob sie in einer geschlossenen oder offenen Gruppe bzw. mit oder ohne Hygiene-Maßnahmen im Rahmen von Corona behandelt worden sind. Wir nutzten für diese Frage den PHQ, ein Screening für Angst- und depressive Störungen.
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RehabilitandInnen verbesserten sich signifikant im Verlauf der Reha in ihrem subjektiven Belastungserleben (p<.01, großer Effekt d=.96), wieder unabhängig davon, ob sie in einer geschlossenen oder offenen Gruppe und ob mit oder ohne Hygiene-Maßnahmen.
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Alle RehabilitandInnen verbesserten sich signifikant im Verlauf der Reha in der subjektiven Arbeitsfähigkeit (p<.01, großer Effekt d=1.01).