Die Berolina Klinik beteiligt sich an Forschungsvorhaben mit behandlungsrelevanten Schwerpunkten für unsere Rehabilitand*innen. Wir setzen relevante Forschungsergebnisse um. Vor diesem Hintergrund unterstützen wir die Initiative des Nordrhein-Westfälischen Forschungsverbundes Rehabilitationswissenschaften zur Verbesserung des Forschungs-Praxis-Transfers in der medizinischen Rehabilitation. Ziel dieser Initiative aus dem Jahr 2017 ist es, einen Diskurs zwischen Forschenden in den Rehabilitationswissenschaften und Praktikern in der medizinischen Rehabilitation zu fördern. Ein solcher „bidirektionaler Praxis-Forschung-Transfer erfolgt bisher zu wenig oder ist begleitet von Hindernissen“ [1]. Treibende Kraft des neuen Dialogs war die Arbeitsgruppe „Innovationswerkstatt Science Circle“ des NRW-Forschungsverbundes Rehabilitationswissenschaften.
Der "Science Circle" wurde 2012 durch Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann und Dr. Anne-Kathrin Exner ins Leben gerufen, um die Vernetzung und den Austausch zwischen Forschenden aus verschiedenen Disziplinen und Praktikern verschiedener Professionen im Bereich der Rehabilitation zu fördern. Etwas später und mit ähnlichem Impuls wurde die Kommission „Kommunikation und Transfer“ in der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaft durch Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann und Prof. Dr. Matthias Morfeld gegründet [2].
Aus diesen Netzwerken heraus entwickelten sich bisher drei Veranstaltungen zum Forschungs-Praxis-Transfer. Die erste Veranstaltung fand im Oktober 2017 unter dem Titel „Reha-Praxis und Reha-Forschung – im (Un-)Gleichgewicht?“ statt. „Das Ziel lag in der Identifikation von Merkmalen in der Zusammenarbeit von Reha-Praxis und Reha-Forschung als Ausgangsbasis für einen längerfristigen Prozess zur Förderung der Zusammenarbeit und des Transfers“ [1]. Teilgenommen haben 26 reha-erfahrene Personen aus Wissenschaft, klinischer Praxis und Verwaltung. In einer zweiten Veranstaltung im Jahr 2019 setzte sich die Diskussion fort und mündete in Handlungsempfehlungen.
Die dritte Veranstaltung der Reihe fand am 18. Februar 2021 statt. Mit dem Titel "Brücken schlagen: Eine starke Forschungs-Praxis-Kooperation für Qualitätssicherung, Innovation und Nachhaltigkeit in der Rehabilitation" wurde die Veranstaltung als Telekonferenz durchgeführt. Dieses Mal war Prof. Dr. Scott Stock Gissendanner, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berolina Klinik, als Co-Organisator und Moderator dabei.
Die Zielgruppen der dritten Veranstaltung waren wie bei den beiden vorangegangenen Veranstaltungen Gesundheitsprofessionen, Forschende, Klinikleitungen und Leistungsträger. Die Ziele können wie folgt beschrieben werden:
• Herausarbeiten der Bedeutung einer gelingenden Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis für die Verbesserung von patientenorientierter Versorgung, für Qualitätssicherung und -steigerung auf verschiedenen Ebenen im gesamten Reha-Sektor aus Sicht der Zielgruppen
• Erarbeiten einer gemeinsamen Absichtserklärung zur weiteren Forschungs-Praxis-Kooperation und zum Aufbau eines begleitenden Netzwerks aller beteiligten Akteur*innen
Teilgenommen haben 25 Personen aus allen Zielgruppen. In einer ersten Runde diskutierten sie in vier homogenen Gruppen „intraperspektivisch“ die Förderungen und Ideen aus ihren jeweiligen Perspektiven als Angehörige der Gesundheitsprofessionen, Forschende, Klinikleitungen und Leistungsträger. Im Anschluss wurden neue heterogene Gruppen gebildet, um „interperspektivisch“ Forderungen zu formulieren, die für alle beteiligten Gruppen gelten. Die hoch motivierten Teilnehmenden führten intensive Gespräche und fanden in vielen Punkten Konsens. Die Rückmeldungen zur Veranstaltung waren entsprechend positiv. Die Veranstaltung wurde als „lebendig“, „inspirierend“ und „hervorragend“ beschrieben.
Ergebnis der Veranstaltung ist ein konsentierter Katalog an Forderungen für einen guten Forschungs-Praxis-Transfer. Kurz zusammengefasst:
• Die Motivation, Interessen und Bedarfe von allen tangierten Zielgruppen und Stakeholdern sollen in allen Studienphasen berücksichtigt werden.
• Ein wesentlicher Punkt für eine gute Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis liegt in einer strukturierten Kommunikation, die von den Forschenden verantwortlich moderiert werden muss.
• Der Transfer der Ergebnisse in die Praxis muss von allen Beteiligten getragen und vorangetrieben werden.
• Die Anerkennung der Forschung als Qualitätsmerkmal von Rehabilitationseinrichtungen muss gestärkt werden.
• Anwendungsbezogene Forschung ist langfristige Forschung: Es soll berücksichtigt werden, dass Forschungsfragenentwicklung, Projektentwicklung, Projektumsetzung und Projektabwicklung mit Ergebnistransfer Zeit und Manpower benötigen.
• Reha-Forschung ist angewandte Forschung und soll in dieser Eigenschaft holistisch sein in dem Sinne, dass es als Projekt-Output eines einzelnen Forschungsprojekts nicht reicht, lediglich ein wissenschaftlich validiertes Ergebnis herzustellen. Ziel muss zudem sein, mit einem wissenschaftlich validierten Projektergebnis einen Aspekt der Rehabilitationspraxis praktisch zu stärken und zu fördern. Gleichwohl muss es Raum geben für Grundsatzforschung, die Elemente des bestehenden Reha-Systems infrage stellen kann und darf.
In den kommenden Wochen werden die Ergebnisse in erläuterter Form zusammengefasst und in unterschiedlichen Fachkreisen veröffentlicht. In einer weiterführenden Input-Runde werden die Organisator*innen weitere Impulse und Ideen in schriftlicher Form in einer Kommentierungsphase zur weiteren Abstimmung einholen.
Bei Interesse an den Ergebnissen der Transfer-Veranstaltungen freuen wir uns über Ihre/Eure Mail an:
• apl. Prof. Dr. Scott Stock-Gissendanner (s.stock-gissendanner@berolinaklinik.de)
• Dr. Cornelia Weiß (cornelia.weiss@uni-bielefeld.de)
Literatur
[1] Menzel-Begemann A, Preßmann P, Exner AK, Heuer J. 2018. Reha-Praxis und Reha-Forschung – im (Un-)Gleichgewicht? Rehabilitation 57 (3): 144-145.
[2] Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaft. dgrw-online.de/kommissionen/kommission-kommunikation-und-transfer. Abgerufen am 18.05.2021.