Ergotherapie „Wir stellen uns vor“

Rubrik: Vorstellung einer Berufsgruppe

Autorin: Nicole Vogel
Leiterin Ergotherapie Berolina Klinik

Die Geschichte der Ergotherapie
Die Geschichte der Ergotherapie (aus dem altgriechischen ergo = handeln, tun, Arbeit) ist in Deutschland noch sehr jung. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde aufgrund der hohen Anzahl von Verletzten und Traumatisierten nach alternativen Behandlungsmethoden gesucht. Die ersten arbeitenden Ergotherapeuten kamen dabei im April 1947 über das Rote Kreuz von England nach Deutschland. Aber auch weltweit ist die Ergotherapie (bis 1999 in Deutschland unter der Berufsbezeichnung „Arbeits- und Beschäftigungstherapie“) ein recht junges Fachgebiet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Grundstein 1908 in Chicago mit der ersten Schule für Ergotherapie gelegt. Anstoß waren damals Erkenntnisse aus der Behandlung von psychisch erkrankten Menschen, bei denen man feststellte, dass eine Betätigung bzw. das Tätigsein an sich zu einer Verbesserung der Grundsymptome führte [1].
Die Psychiatrie und Psychosomatik ist heute, zusammen mit Orthopädie und Neurologie, einer der größten medizinisch-therapeutischen Fachbereiche, in dem die Ergotherapie sehr wirksam ihre speziellen Kompetenzen und Verfahren einbringen kann.

 

Therapieinhalte
Den Patient*innen werden entsprechend der Symptomatik möglichst ganzheitliche und ressourcenorientierte Therapieangebote gemacht, bei denen diese aktiv handelnd regulierend wirkende Erfahrungen sammeln können. Hierbei sind unterschiedliche Therapieangebote geeignet, sodass die Rehabilitand*innen sich in kompetenzzentrierten, interaktionellen, ausdruckszentrierten, wahrnehmungsbezogenen, handlungsorientierten und kognitiven, aber auch motorisch-funktionellen Methoden wiederfinden können.
Ergotherapie in der Berolina Klinik
In der Berolina Klinik bietet die Ergotherapie ein breites Spektrum von Behandlungsmöglichkeiten in Gruppen- und Einzelsettings an, die individuell den Bedürfnissen der Rehabilitand*innen angepasst und verordnet werden. Besonders im kreativen Bereich erleben wir als Therapeut*innen zu Beginn immer wieder eine gewisse Zurückhaltung bzw. die Haltung „Ich kann das nicht“, „Ich bin nicht kreativ“. Gerade dort zeigen wir den Rehabilitand*innen Wege auf und sind unterstützend tätig. Allein der Umgang mit kreativen Materialien wirkt entspannend. Die Zeit dafür zu haben, sich auszuprobieren und ein Erfolgserlebnis bei der Fertigstellung des Werkstückes oder Bildes zu bekommen, wirken motivierend und machen glücklich. Viele Patient*innen entdecken in unseren Gruppen ihre Kreativität wieder neu und nutzen auch ihre Freizeit, um an ihren Werkstücken weiterzuarbeiten.
„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ (Pablo Picasso)

Team Ergotherapie

„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“

(Pablo Picasso)

In unseren kompetenz- und produktorientierten Gruppentherapien wie unserer MBOR-Gruppe und unserer Gestaltungsgruppe werden durch die Nutzung von handwerklichen und/oder arbeitsbezogenen Medien u. a. Kreativität, Motivation, Ausdauer und Konzentration wie auch das soziale Miteinander gefördert und trainiert. Mithilfe unterschiedlicher Materialien wie Speckstein oder Ton können die Patienten sich ausprobieren, ihrer Kreativität und Fantasie freien Lauf lassen und Spaß und Freude wiedererlangen.
Ein weiterer Teil des ergotherapeutischen Angebotes liegt in der ausdruckszentrierten Methode. Hier bieten wir mit der Kunsttherapie und dem Intuitiven Malen unter Verwendung kreativer Materialien die Möglichkeit, Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle insbesondere nonverbal, aber auch verbal zum Ausdruck zu bringen. Im Vordergrund steht dabei nicht das „perfekte Kunstwerk“, vielmehr geht es darum, mit verschiedensten Materialien kreativ zu werden, mit Ideen zu experimentieren, Gefühle und Stimmungen auszudrücken sowie Gedanken und Gefühle zu reflektieren.
In unserem neuesten Gruppenangebot, der Interaktionsgruppe, werden überwiegend soziozentrierte und interaktionelle Übungen (u. a. auch aus dem erlebnispädagogischen Bereich) zur Förderung von sozialen Kompetenzen und Beziehungsfähigkeiten, Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten, aber auch Übungen zur Steigerung der Fantasie, Kreativität, Wahrnehmung der eigenen Stärken, Förderung der eigenen Ressourcen und Konzentration durchgeführt.
Ein zusätzliches Gruppenangebot ist unsere Gleichgewichtsgruppe, in der Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts und zur Reduktion von Schwindelproblematiken vermittelt, aber auch theoretisch erklärt und transparent gemacht werden [2]. 
Bei unserem Genussspaziergang haben die Rehabilitand*innen die Möglichkeit, abseits vom Alltagsstress in aller Ruhe und ohne Eile ihre Sinne wieder zu schärfen und die Natur und Umwelt wahrzunehmen. So kann ein Weg, den man schon häufig gegangen ist, ganz neue Eindrücke bekommen.
Im Arbeitsplatztraining „Büro“ werden ergonomische Einstellungen eines PC-Arbeitsplatzes thematisiert und Verhaltensempfehlungen für den Büroalltag gegeben. Ergänzend wird ein kleines Trainingsprogramm für den Arbeitsplatz, das Dehn- und Bewegungsübungen beinhaltet, durchgeführt. Zudem gibt es noch unseren Vortrag „Ergonomie am Arbeitsplatz“.
Auch Einzelbehandlungen finden in der Ergotherapie statt. Beim Hirnleistungstraining werden kognitive Fähigkeiten, u. a. Konzentration und Merkfähigkeit, individuell trainiert und über den PC mithilfe von Cogpack oder spielerisch gefördert. Die motorisch-funktionellen, psychisch-funktionellen und sensomotorisch-perzeptiven Einzelbehandlungen zielen, ähnlich wie bei der Physiotherapie, auf eine Verbesserung der Beschwerden und Einschränkungen ab. Das übergeordnete Ziel ist die selbstbestimmte Teilhabe am sozio-kulturellen Leben (Arbeit, Freizeit usw.). Durch geeignete Übungen oder den Einsatz von Hilfsmitteln können beeinträchtigte Funktionen oder Fähigkeiten verbessert, wiederhergestellt und kompensiert werden. In der Berolina Klinik hat sich die Ergotherapie auf die Behandlung der oberen Extremitäten (Hände, Ellenbogen, HWS und Schultern) spezialisiert.
 
Literatur
[1] Marquart M. 2004. Geschichte der Ergotherapie 1954-2004, 1. Auflage. Schulz-Kirchner-Verlag. 
[2] Tschan R. 2011. Wenn die Seele taumelt. Somatoformer Schwindel – Ein Ratgeber. Verlag Hans Huber.

Ihr Kontakt zu IREHA

 
Adresse/Ansprechpartner:
IREHA – Institut für Innovative Rehabilitation
 
Ärztlicher Leiter:
Prof. Dr. med. Gerhard Schmid-Ott
Kontakt/Sekretariat:
Frau Verena Linnenkamp
Koblenzer Straße 1
D-32584 Löhne/Bad Oeynhausen
Telefon +49 (0) 5731-782752
Fax +49 (0) 5731-782777
E-Mail: info@ireha.de

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