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22.09.2017 | IREHA | Veranstaltungen | Berolina Klinik | Veranstaltungen

Rückblick Teil 2: Symposium 2017 – Ziele und Zielerreichung in der medizinischen Rehabilitation

Begrüßung v. l. Herr Uwe Egner, DRV Bund, Dr. med. Dieter Olbrich, Rehabilitationszentrum Bad Salzuflen, Prof. Dr. med. Gerhard Schmid-Ott, Berolina Klinik
Frau Dr. med. Sabine Stamm-Balderjahn, Charité Universitätsmedizin Berlin
Herr Dr. med. Dieter Olbrich, Rehabilitationszentrum Bad Salzuflen
AG Zielvereinbarungen im Reha-Team, Frau Dr. med. Marion Kalwa, Herr Uwe Egner, DRV Bund Berlin
Stefan Schmädeke, Bad Dürkheim
AG Stress und Stressmedizin, Herr Dr. med. Olbrich, Rehabilitationszentrum Bad Salzuflen
Abendvortrag "Psychotherapie in der Herzmedizin" von Frau Dr. Dipl.-Psych. Katharina Tigges-Limmer, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen

Im Anschluss an den Festakt zum 35-jährigen Bestehen der Berolina Klinik in Löhne fand das nun schon traditionelle jährliche Symposium statt. Berolina Klinik Löhne, Rehabilitationszentrum Bad Salzuflen der Deutschen Rentenversicherung Bund und Abteilung Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung Bund waren wie jedes Jahr gemeinsam Organisatoren und Veranstalter. Das Interesse an dem nunmehr zum 10. Mal durchgeführten Symposium war erfreulich groß; aus ganz Deutschland kamen ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Rehabilitation und Prävention zusammen. Diesjähriges Thema war „Ziele und Zielerreichung in Prävention und medizinischer Rehabilitation“, ein Thema von besonderer Bedeutung. Zu dieser Thematik ist jüngst eine Publikation der Deutschen Rentenversicherung mit dem Titel „Arbeitshandbuch Reha-Ziele“ erschienen, das die Bedeutung von Zielen für den Rehabilitationsverlauf verdeutlichen soll.

Allerdings: Selbst die besten und vernünftigsten Ziele sind kein „Selbstläufer“; man denke nur an die berühmten „Neujahrsvorsätze“. Wie sieht es damit nun im Bereich der Rehabilitation aus und was sagt die Wissenschaft dazu?
In ihrem sachkundigen und eindrucksvollen Eröffnungsvortrag mit dem Titel „Sind Zielvereinbarungen ein geeignetes Konzept für die kardiologische Reha-Nachsorge?“ stellte Frau Dr. med. Sabine Stamm-Balderjahn von der Charité Universitätsmedizin in Berlin fest, dass konkrete Zielvereinbarungen alleine nicht dazu geeignet sind, Verhaltensänderungen nachhaltig zu beeinflussen. In einer umfangreichen Studie waren Interventionseffekte bei kardiologischen Reha-Patienten auf ihre Umsetzung sechs und zwölf Monate nach Ende der Reha untersucht worden. Es fanden sich keine Unterschiede bei solchen Patienten, mit denen konkrete Zielvereinbarungen verabredet worden waren, oder solchen, bei denen dies nicht geschehen war. Zusammenfassend stellte sie fest, dass die Wirksamkeit von Zielvereinbarungen nicht habe gezeigt werden können.

Dieses Ergebnis hat erhebliche Konsequenzen für Prävention und Rehabilitation und wurde im Plenum intensiv diskutiert. In seinem Vortrag zur Bedeutung von Mottozielen in der Prävention und Rehabilitation zeigte Dr. med. Dieter Olbrich, Ärztlicher Direktor des Rehabilitationszentrums Bad Salzuflen, auf, dass es zwischen Zieltypen zu differenzieren gilt. Für die Umsetzung von Zielen bedarf es einer hohen inneren Motivation von Patienten, die sich nur erreichen lässt, wenn dies mit einem positiven, guten Gefühl verbunden ist. Dies ist bei den üblichen Zielvereinbarungen nicht gegeben, was erklären könnte, warum diese so wenig umgesetzt werden. Am Beispiel von Teilnehmern des Präventionsprogramms GUSI stellte Dr. Olbrich die Effekte von Mottozielen dar. Die Konsequenzen für die Praxis der Prävention und Rehabilitation wurden aufgezeigt. Deutlich wurde, dass es hier noch viel Forschungsbedarf gibt.

Herr Uwe Egner, Fachbereichsleiter in der Abteilung Rehabilitation DRV Bund, berichtete über Reha-Ziele und Zielerreichung aus Sicht der Rehabilitanden. Diese Thematik wurde in einer Arbeitsgruppe mit dem Thema „Zielvereinbarungen im Reha-Team“ fortgeführt, die Herr Egner zusammen mit Frau Dr. med. Marion Kalwa, Leiterin des Dezernats 8023 der DRV Bund, moderierte. Dabei wurde deutlich, dass es neben individuellen Zielen durch den gesetzlichen Auftrag der Rehabilitation per se Ziele gibt, die nicht unbedingt den Vorstellungen der Rehabilitanden entsprechen. Insofern sind Zielkonflikte und deren Berücksichtigung in der Rehabilitation von großer Bedeutung.
Konsens bestand darüber, dass ein Dokumentieren von Zielen, das Herstellen von Verbindlichkeit und die Begleitung von Rehabilitanden nach der Reha für die Zielumsetzung von besonderer Bedeutung seien. Hier setzte dann ein weiterer thematischer Schwerpunkt an:
Herr Stefan Schmädeke, Leitender Diplom-Psychologe der Psychosomatischen MEDIAN Klinik Bad Dürkheim, berichtete über neue Medien in der Rehabilitation am Beispiel einer App-gestützten Reha-Nachsorge bei depressiven Patienten. Das Besondere an dem Projekt:
Aufbauend auf die in der stationären Rehabilitation hergestellte Beziehung wird in der Nachsorge mithilfe einer Smartphone-App und regelmäßigen Telefonaten die Umsetzung der individuellen Reha-Ziele mit den ehemaligen Patientinnen und Patienten besprochen. Auf die Akzeptanz und die Ergebnisse darf man gespannt sein.

Besondere „Markenzeichen“ des Symposiums sind die persönliche Atmosphäre und der intensive Austausch über praktisch relevante Themen. Dies wird neben den Vorträgen durch vielseitige Workshops im Rahmen der „Reha-Werkstatt“ sichergestellt. Themen in den Arbeitsgruppen waren neben der Vertiefung der Vorträge Achtsamkeit, Sozialmedizin, Stress und Stressmedizin sowie Bewegung und Motivation.
Ein besonderer Höhepunkt des Symposiums war der große Abendvortrag von Frau Dr. phil. Katharina Tigges-Limmer, Leitende Psychologin des Herzzentrums Bad Oeynhausen. Nach der Vorstellung und Laudation durch Herrn Prof. Dr. med. Gerhard Schmid-Ott, Ärztlicher Direktor der Berolina Klinik Löhne, stellte sie in ihrem praxisnahen, von großer Sachkompetenz und menschlicher Zuwendung geprägten Vortrag sehr eindrucksvoll die besonderen Herausforderungen an die Psychotherapie bei einer sehr speziellen Patientengruppe dar. Insbesondere ihre Ausführungen über Patienten, die auf eine Herztransplantation warten, waren besonders bewegend.

Erfreulich wie immer war der rege fachliche und persönliche Austausch der Teilnehmer, von denen viele „Stammgäste“ des Symposiums sind. Bei einem gemeinsamen Imbiss und gemütlichen Beisammensein in der Berolina Klinik war Raum und Zeit, persönliche Kontakte zu vertiefen.
Fazit: Eine erneut gelungene Veranstaltung, die nach Wiederholung verlangt. Das nächste Symposium ist perspektivisch für Frühsommer 2018 in Bad Salzuflen angedacht.




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