23.10.2018 | Berolina Klinik | Veranstaltungen | IREHA | Veranstaltungen
Rückblick Symposium Seelische Gesundheit in der Berolina Klinik
- in 2018 zur Frage: Stress - hilfreich und schädlich?








"Stress - keiner will ihn, fast jeder hat ihn..." so eröffnete Dieter Stelmaszek, Geschäftsführer Berolina Klinik, das insgesamt achte Symposium "Seelische Gesundheit".
Das Thema "Stress" bewegt die Menschen seit Jahren. Alle sind sich einig, dass die sog. Stressauslöser zugenommen haben, aber welche Arten von Stress machen krank? Welche Gegenmaßnahmen kann man entwickeln? Gibt es positiven Stress? Um all diese Fragen soll es heute Nachmittag gehen, mit Fachvorträgen und praktischen Übungen. "Die Berolina Klinik setzt mit diesem Symposium alljährlich ein Zeichen für körperliches und psychisches Gleichgewicht in Beruf, Familie und Freizeit oder in die heutigen Sprache übersetzt, eine ausgeglichene Work-Life-Balance," beschrieb Herr Stelmaszek die Intention der "öffentlichen" Veranstaltung.
Helke Nolte-Ernsting, stellvertr. Bürgermeisterin von Bad Oeynhausen, die bisher fast keines der vergangenen Symposien "Seelische Gesundheit" der Berolina Klinik versäumt hat, unterstützte in ihrem Grußwort die einleitenden Worte vehement. Ihrer Meinung nach werden "die aus Stress resultierenden möglichen psychischen Erkrankungen nach wie vor zu wenig akzeptiert und ernst genommen."
Bernd Poggemöller, Bürgermeister der Stadt Löhne, sieht das Thema "Stress" auch im öffentlichen Dienst zunehmend im Fokus. "Der Anstieg von psychischen Erkrankungen im öffentlichen Dienst hängt sicherlich mit der Zunahme und Komplexität der Aufgabenstellungen zusammen." Er freue sich auf die Diskussion mit den "Experten in der Berolina Klinik".
Laut Rolf Süllwold, Chefarzt Psychosomatik der Berolina Klinik und Moderator des Nachmittags, "gibt es keine Gesundheit ohne seelische Gesundheit" und leitete über zum Hauptvortrag von Herrn Prof. Manfred Schedlowski, Professor für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen. In seinem höchst informativen, aber auch sehr unterhaltsam vorgetragenen fast 1,5 stündigen Vortrag zu "stressbezogenen Gesundheitsstörungen: Ursachen - Folgen - Gegenmaßnahmen" zog er die ca. 120 Zuhörenden in seinen Bann.
Prof. Schedlowski startete mit der Entstehung und Häufigkeit von Stressbelastungen, die seit mehr als 15 Jahren ein bedeutendes Thema seien, was sich sowohl in der Medienpräsenz, aber auch in den Analyseergebnissen der Krankenkassen widerspiegele. Z. B. zeigt der Gesundheitsreport 2017 der Techniker Krankenkasse, dass die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen seit Jahren massiv ansteigen und viele psychische Erkrankungen stressbedingt sind. Aber nicht nur psychische Erkrankungen sind stressbedingt, denn Stress kann über das Immunsystem auch körperliche Krankheiten auslösen.
Stress resultiere im Wesentlichen aus drei Quellen: Umwelt inkl. Arbeit, kritische Lebensereignisse wie Trauerfälle, Krankheit oder Trauma/Missbrauch.
Prof. Schedlowski stellte fest, dass Stress immer auch eine physiologische Antwort verursache. Stress hat Auswirkungen im Gehirn, dann erfolgen physiologische und psychische Auswirkungen, die dann wiederum von individuellen Charakteristiken und persönlichem Verhalten abhängen. Wenn auf Stressphasen keine normalen Anpassungsreaktionen oder Erholungsphasen folgen, kann Stress auf unterschiedliche Art und Weise krank machen.
Bei der Frage "Wie wirkt sich Stress aus?" erklärte Prof. Schedlowski in einem kleinen Exkurs die vielschichtigen Interaktionen zwischen Gehirn, Hormonsystem und Immunsystem. Forscher differenzieren zwar zwischen akutem und chronischem Stress, wobei das Immunsystem auf beide Fälle sehr sensibel reagiert. "Bei akuten psychischen Belastungen wird die Immunabwehr mobilisiert, bei chronischen Belastungen wird die Mobilisierung der natürlichen Immunabwehr unterdrückt, was zu einem deutlichen Anstieg von Erkrankungen führen kann", konstatierte Prof. Schedlowski.
Die immunbiologischen Zusammenhänge zwischen einer höheren Infektionsrate und einer verlangsamten Wundheilung bei erhöhtem Stress stellte Prof. Schedlowski anschaulich dar.
Auf die Kernfrage: Welche Gegenmaßnahmen existieren? antwortete der Hauptreferent: "Wenn man die externen Stressfaktoren nicht entfernen kann, muss man lernen, besser damit umzugehen. Die gute Nachricht lautet: Man kann dies auch lernen und trainieren!"
Aus der Forschung sind vier Möglichkeiten der Stressbewältigung bzw. Stressprävention bekannt: Ausdauersport regelmäßig treiben, soziale Unterstützung ausbauen und pflegen, Entspannungstechniken und kognitiv-verhaltenstherapeutische Maßnahmen erlernen.
Sein Fazit: "Man kann den erfolgreichen Umgang mit Stress durch gezieltes Verhaltenstraining und mit den beschriebenen "Werkzeugen" lernen - es ist ein mühsamer Prozess, aber er funktioniert."
Im zweiten Teil des Symposiums ging es von der Theorie in die Praxis.
Eine Entspannungskomponente zum Stressabbau präsentierte Regina Diedrichs-Winkler, Dipl.-Psychologin und Psychotherapeutin der Berolina Klinik, in gekonnter und kurzweiliger Manier. In ihrem Vortrag zum Thema "Achtsamkeit" vermittelte sie den Zuhörern die Grundzüge der Achtsamkeitsmeditation.
"Achtsamkeit bedeutet: Auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein, bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen", basierend auf dem Zitat von Kabat-Zinn. Sie empfahl den Zuhörern ein Innehalten, mehr inneren Abstand aufzubauen und eine nicht bewertende, sondern annehmende und wohlwollende Haltung einzunehmen. "Häufig lassen wir uns von zu hohen Erwartungen in negative Gedankenspiralen verwickeln - eine Beobachterposition einzunehmen, ein Perspektivwechsel, macht gelassener".
Mit Meditationstechniken wie Atem- und Gehmeditation, Körpermeditation oder Yoga ließe sich "Achtsamkeit" und damit mehr Gelassenheit "trainieren". Mit einer abschließenden "Live-Achtsamkeitsübung" zog sie die Zuhörer in ihren Bann und wurde mit großem Applaus verabschiedet.
Eine "Bewegungskomponente" zum Stressabbau demonstrierten Guillermo Santiuste Inurrieta und seine Patiententanzgruppe mit schwungvoller Zumba.
Dem Spirit, der sprühenden Lebensfreude - mitreißende Bewegungen in völlig stressfreier Form - konnten sich die Zuhörer kaum entziehen.