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27.05.2019 | Berolina Klinik | Veranstaltungen | IREHA | Veranstaltungen

Rückblick: Symposium 2019 „Digitalisierung 4.0—wie arbeiten und rehabilitieren wir morgen?“ mit 12. Rehawerkstatt

Grußworte der Organisatoren, v. l. Thomas Wegener, Bad Salzuflen, Andree Gleißner, Löhne/Bad Oeynhausen, Uwe Egner, Berlin
Moderator Dr. Jörg Manzick, Löhne/Bad Oeynhausen
Eröffnungsvortrag Uwe Egner, Berlin
Keynote-Vortrag Prof. Dr. Tim Hagemann, Bielefeld
Moderatorin Dr. Birgit Leibbrand, Bad Salzuflen und AG 1-Leiter Rolf Süllwold, Löhne/Bad Oeynhausen
Moderator Prof. Dr. Gerhard Schmid-Ott, Löhne/Bad Oeynhausen
Abendvortrag Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Hannover
Rolf Süllwold, Löhne/Bad Oeynhausen - Workshop "Sozialmedizin"
Hanna Carstens, Irina Töws und Unterstützerinnen, Bad Salzuflen - Workshop "Kommt nach der EPA die EVA?"
Anke Mitschele und Mona Sägebarth, Berlin - Workshop "Umgang mit QS-Berichten"
Regina Diedrichs-Winkler, Löhne/Bad Oeynhausen - Workshop "Achtsamkeit"
Heiko Stark, Rinteln und apl. Prof. Stock Gissendanner, Löhne/Bad Oeynhausen - Workshop "Prävention von psychischen Beeinträchtigungen in der Arbeitswelt: Erfahrungen mit einer Psychosomatischen Sprechstunde für Betriebe aus Sicht der Psychotherapie"
Dr. Dieter Olbrich, Bad Salzuflen
Dr. Birgit Leibbrand, Bad Salzuflen
Gruppe Vortragende, Moderatoren und Organisatoren

Am 09. und 10. Mai 2019 fand in der Berolina Klinik Löhne/Bad Oeynhausen ein überregionales Rehabilitationssymposium mit ca. 90 TeilnehmerInnen statt. Wie in den vergangenen Jahren wurde die Veranstaltung gemeinsam von dem Rehabilitationszentrum der Deutschen Rentenversicherung Bad Salzuflen, der Klinik Lipperland und der Klinik am Lietholz, der Salzetalklinik, der Abteilung Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung Bund und der Berolina Klinik durchgeführt. Organisatoren waren Herr Uwe Egner (DRV Bund Berlin), Herr Andree Gleißner (Berolina Klinik), Herr Thomas Wegener (Rehabilitationszentrum Bad Salzuflen) und Herr Prof. Dr. med. Gerhard Schmid-Ott (Berolina Klinik).

Ziel dieses jährlichen Treffens ist der Austausch über aktuelle wissenschaftliche und insbesondere praxisbezogene Themen der medizinischen Rehabilitation. Abseits vom Alltag haben die Teilnehmer während des Symposiums Raum und Anlass, miteinander über die gesellschaftliche Bedeutung der Rehabilitation zu debattieren und Innovationsbedarfe zu konkretisieren.

Das Symposium beinhaltet nicht nur Vorträge, sondern schließt auch Workshops in Kleingruppen ein. Weiter unten finden Sie das komplette Programm, von dem hier einige Highlights beleuchtet werden sollen.

Der „Keynote“-Vortrag wurde von Herrn Prof. Dr. Tim Hagemann (Professur Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie, Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld) gehalten. Sein Thema, „Konsequenzen der Digitalisierung für die Arbeitswelt und für die seelische Gesundheit“, ist für die Behandlung von besonderen beruflichen Problemlagen in der psychosomatischen Rehabilitation von direkter Bedeutung. Mit „Digitalisierung“ meint Herr Hagemann den Quantensprung in der Geschwindigkeit und Intensität unserer Kommunikationsvorgänge sowie in der Menge der Kommunikationspartner weltweit. Digitale Kommunikation in diesem Ausmaß ermöglicht ganz neue Formen der Kommunikation, der Arbeit und der Produktion. Aber sie fördert auch neue Formen von gesundheitsschädlichem Verhalten. Verrückterweise sollten digitale Innovationen, wie zum Beispiel Textverarbeitungsprogramme, uns die Arbeit leichter machen, aber sie bringen keine Erleichterung, weil wir uns mit ihrer Einführung genötigt fühlen, entsprechend mehr zu machen. Der sog. Zeitpuffer entfällt.
Digitalisierung bringt durchaus Vorteile, zum Beispiel Autonomie für Menschen im „home office“ oder auch „Smart-Home“-Lösungen für behinderte Menschen. Große psychische Nachteile liegen aber in der neuen Rastlosigkeit der digitalen Gesellschaft - ein Ergebnis der Erhöhung der Zahl an Handlungsepisoden, die wir pro Zeiteinheit bereit sind zu unternehmen. Daraus folgt das Empfinden, dass die Gegenwart schrumpft und dass die Zeit zur ultraknappen Ressource wird. Dann müssen wir noch mehr Dinge in noch weniger Zeit tun, bis irgendwann der Kreislauf zusammenbricht. Hinzu kommt eine enorme Steigerung an Wahlmöglichkeiten in allen unseren Lebensbereichen. Vom modernen Baumarkt mit seinen 100.000+ Produkten bis hin zur Wahl des Studiengangs, es sind zurzeit wohl mehr als 18.000, und zur forcierten Entscheidungsfähigkeit des „beschäftigungsfähigen“ Arbeitnehmers. Alles ist zum expandierenden Markt der Möglichkeiten geworden und wer in diesem Markt nicht schnell genug richtig entscheidet, ist in der digitalen Welt nicht funktionsfähig. Einige simple Verhaltensgewohnheiten würden jedem helfen, diesen Fallen zu entkommen. Prof. Hagemann empfiehlt: leg das Handy nicht auf den Schreibtisch, sondern in das Schubfach und beantworte E-Mails nicht ständig. Studien zeigen, dass lediglich diese zwei Maßnahmen die Konzentration und die Produktivität so stark steigern, dass man Zeit für mehr Pausen und mehr Freizeit haben würde.

Im Eröffnungsvortrag berichtete Herr Uwe Egner über die „Potenziale der Digitalisierung für die Leistungserbringung“ in der medizinischen Rehabilitation. Fokussiert wurden u. a. die Möglichkeiten des elektronischen Antragsverfahrens für RehabilitandInnen und ÄrztInnen. Auch die Nachsorge soll bald von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren, wie von Herrn Dr. Dieter Olbrich berichtet. Vor Kurzem wurde die neue DE-RENA Nachsorge-App für Rehabilitanden mit der Hauptindikation Depression positiv evaluiert. Unterstützt durch die Deutsche Rentenversicherung Bund soll die App bald in die breite Versorgung gehen. Über die App halten die Rehabilitanden für sechs Monate nach Entlassung Kontakt mit einem Therapeuten ihrer Reha-Klinik (der als „Telecoach“ fungiert). In dieser Zeit organisieren sie mithilfe der App ein Feedback über die Erfüllung ihrer eigenen Work-Life-Balance Ziele. Rückschläge und Erfolge diskutieren sie in regelmäßigen Telefongesprächen mit ihrem Telecoach.  

Ganz im Zeichen der Digitalisierung referierte Frau Dr. med. Birgit Leibbrand über die neuen Möglichkeiten der computerisierten Diagnostik und Behandlung in der Onkologie. Bedeutende Fortschritte in der Krebsbehandlung werden durch die Stärkung des individualen Immunsystems auf Molekularebene erzielt. Man spricht in diesem Fall von molekular-gesteuerter Therapie, wofür die Bearbeitung von riesigen Datenmengen die Voraussetzung ist.

Jedes Jahr gibt es im Rahmen der Rehawerkstatt Workshops für den intensiveren themenbezogenen Austausch. Dieses Jahr wurden fünf Workshops angeboten. Mitarbeitende der Berolina Klinik leiteten die immer wieder stark nachgefragten Arbeitsgruppen zu Sozialmedizin (Herr Rolf Süllwold) und zur Achtsamkeit (Frau Regina Diedrichs-Winkler). Ob bald die elektronische Verwaltungsakte nach Einführung der elektronischen Patientenakte kommt, diskutierten Hanna Carstens und Irina Töws (Bad Salzuflen), tatkräftig unterstützt von zwei Auszubildenden, in ihrer AG. Mona Sägebarth und Anke Mitschele (Berlin) baten ihre Kursteilnehmer um eine intensive Auseinandersetzung mit der Qualitätssicherungsberichterstattung in der gesetzlichen Rentenversicherung und Heiko Stark (Rinteln) und apl. Prof. Dr. Scott Stock Gissendanner (Löhne/Bad Oeynhausen) diskutierten die Umsetzung einer von der Burghof-Klinik angebotenen psychosomatischen Sprechstunde für Arbeitnehmer sowie deren Evaluation durch das IEGUS Institut im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Im großen Abendvortrag referierte Herr Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Prof. für Landesplanung und Raumforschung an der Leibnitz Universität Hannover, lebhaft und außerordentlich fesselnd über das Thema
"Geteilte Räume - Ungleichheiten in Stadt und Land". Für die Organisatoren war es nicht zuletzt interessant zu erfahren, dass im Jahr 2022 die sog. REGIONALE in NRW dem Thema "Das neue Urbanland OWL" gewidmet wird.

Das frühsommerliche Abendessen mit Spargel, Erdbeeren und musikalischer Begleitung trug erheblich zur entspannten Stimmung bei.

Das nächste Symposium findet voraussichtlich im Frühjahr 2020 wieder in Bad Salzuflen statt.


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