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Weitere Infos zum Thema "Angststörung"

Die Angststörung:

Die Angststörung ist gekennzeichnet durch Furcht vor einem Objekt oder einer Situation (Phobie) oder durch unspezifische Ängste, die nicht klar zuzuordnen sind.
Alle Patienten wissen, dass ihre Ängste unverhältnismäßig und unbegründet sind. Dennoch bestehen die beschriebenen Ängste trotz aller gut gemeinten "Beruhigungsversuche" fort.

Man unterscheidet

Phobische Störungen:

  1. Die Agoraphobie auch bekannt als "Platzangst"
  2. Die Soziale Phobie auch bekannt als "Lampenfieber"
  3. Die Spezifischen Phobien, z. B.: vor Aufzügen, Spinnen, Hunden, Mäusen.

Andere Angststörungen:

  1. Die Panikstörung mit sogenannten Angstattacken, die nicht auf Objekte oder Situationen bezogen sind.
  2. Die Generalisierte Angststörung charakterisiert durch ein ständiges "Sich Sorgen machen" länger als sechs Monate.
  3. Die Angststörung, die gemischt ist mit einer Depression, ohne dass Symptome von einer der beiden Erkrankungen überwiegen.

Ein Problem bei der Angststörung ist, dass die Patienten oft eher die körperlichen Beschwerden im Vordergrund sehen wie z. B. Schwindel, Herzrasen, Zittern, verminderte Belastbarkeit oder Magen-Darm-Beschwerden. D. h. die Angst ist für viele gar nicht das hervorstechende Symptom. Es wird daher zunächst oft eine körperliche Ursache gesucht, bevor man auf die Idee kommt, sich psychotherapeutische Unterstützung zu holen. So entstehen lange "Warteschleifen" bis zu einer fachgerechten Behandlung.

Nach einer WHO-Studie von 1996 litten 8,5% der Patienten in deutschen Allgemeinarztpraxen an einer generalisierten Angststörung und 2,5% an einer Panikstörung.
Frauen erkranken zweimal häufiger als Männer. Die Panikstörung geht oft einher mit einer zusätzlichen Agoraphobie. Fast 20% der Patienten, die sich in einem allgemeinmedizinischen Krankenhaus in den U.S.A. vorstellten, litten an einer Angsterkrankung (davon 41% unbehandelt). [Quelle: Wikipedia]

Zu den Ursachen gibt es verschiedene Theorien. Man geht davon aus, dass eine Angststörung durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst wird. Man vermutet, dass z. B. eine erhöhte Bereitschaft vorliegt für eine Angststörung im Sinne einer Persönlichkeitseigenschaft (also "Ängstlichkeit/Unsicherheit" als Charakterzug).

In den verschiedenen Ursache-modellen geht man u.a. von einer verzerrten Wirklichkeits-Wahrnehmung aus (sog. Kognitive Schemata). D.h. die Welt wird als "Angstmachend" interpretiert und in Folge entwickelt sich ein Vermeidungsverhalten. Durch die eingeschränkte soziale Kompetenz verstärken sich dann wiederum die Ängste u.s.w.

In den Entwicklungsmodellen geht man von Trennungsängsten und Traumatisierungen in der Kindheit aus. In Frage kommen aber auch ungünstiges Vorbildverhalten durch Eltern z.B. "überbesorgt sein"

In Lerntheoretischen Modellen vermutet man ein erlerntes "Fehlverhalten", man spricht auch von "Konditionierung". D.h. ein sog. Auslösereiz, der eigentlich nichts mit Ängsten zu tun hat wird unglücklich gekoppelt mit einer negativen emotionalen Reaktion. Im Nachhinein kann die Angst dann ausgelöst werden, ohne dass man sie mit dem eigentlichen Auslöser in Zusammenhang bringt.

Psychodynamische Modelle gehen von Konflikten aus, d.h. man ist zwischen zwei Verhaltensweisen "hin- und hergerissen", z.B. etwas was man gerne tun würde, was aber verboten ist und ein strenges Gewissen, was dagegen steht. Psychodynamiker sprechen gerne vom "Unbewussten" und vom Vorgang der "Verdrängung". Das erklärt unter anderem, warum man oft nicht bewusst weiß, warum man überhaupt die entsprechenden Ängste hat.

In Neurobiologischen Modellen untersucht man einzelne Hirnregionen und den "Hirnstoffwechsel", um herauszufinden, wie die Ängste auf der biologischen Ebene entstehen und ob es so etwas wie eine genetische Veranlagung gibt.

Wie bereits erwähnt kommen mehrere Faktoren zusammen und alle Modelle erklären einen Teil des Ganzen mit unterschiedlichem Fokus.

Eine Angststörung wird im ärztlichen und psychotherapeutischen Gespräch diagnostiziert. Organische Ursachen z.B. Herzbeschwerden müssen zuvor von ärztlichen Kollegen ausgeschlossen worden sein.

Die Behandlung besteht dann in der Psychotherapie und ggflls. Gabe von Medikamenten.
Hinzu kommen sog. Entspannungsverfahren um das gesteigerte Anspannungsniveau wieder zu senken.

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze der Psychotherapie. Die Verhaltenstherapeutische Behandlung benutzt eine sog. Desensibilisierung, d. h. man wird wie bei einer Impfung stufenweise mehr und mehr mit zunächst abgeschwächten Angstauslösern konfrontiert (z. B. Fahrstuhlfahren).
In der Kognitiven Therapie wird der Denk- und Bewertungsstil des Patienten verändert, d. h. wie jemand eine Angstauslösende Situation einschätzt.
In der Psychodynamischen Therapie versucht man unbewusste Konflikte aufzulösen und zu relativieren.

In der Berolina Klinik arbeiten wir mit allen drei Ansätzen kombiniert (sowohl in Einzel- als auch in Gruppentherapie). Ergänzt wird die Behandlung durch die erwähnten Entspannungsverfahren und wenn indiziert durch eine medikamentöse Behandlung.

In der speziellen Gruppenbehandlung (sog. "Angstgruppe") werden in 6 Terminen zunächst viele Informationen und Hintergrundwissen (z.B. Entstehungsmodelle) über Angsterkrankungen vermittelt. Es werden dann die verschiedenen Arten von Angststörungen und ihre Behandlungsansätze vorgestellt. Sie lernen u.a. ein Angsttagebuch zu führen. Gemeinsam wird dann mit den Patienten erarbeitet, welche Angsterkrankung im Einzelnen bei ihnen vorliegt und welcher Behandlungsansatz (z.B. Drei-Spalten-Technik) am ehesten geeignet erscheint. Ansatzweise werden auch sogenannte "Expositionsübungen" geplant und in Zusammenarbeit mit den Einzeltherapeuten durchgeführt. Zusätzlich werden die Protokolle zur kognitiven Umstrukturierung besprochen. Die Gruppe wird ergänzt durch eine sogenannte Basisgruppe, in der u.a. die (evtl.?) verlorengegangenen sozialen Kompetenzen wiedergewonnen werden.

Ein weiterer Vorteil unserer stationären Behandlung ist neben dem integrativen Ansatz vor allem, dass wir auch Begleiterkrankungen gleich mitbehandeln können. Man weiß, dass bei Angsterkrankungen eine sog. "Komorbidität" besteht, d.h. oft haben unsere Patienten zusätzlich funktionelle Beschwerden, oder leichtere Depressionen. Vielleicht haben sie auch schon selbst versucht, sich mit Medikamenten (sog. "Beruhigungsmitteln") zu therapieren. Manchmal kann so eine Abhängigkeit entstehen. All diese Faktoren und ihr soziales und berufliches Umfeld versuchen wir in unserer Behandlung mit zu berücksichtigen.